Leicht dunkel-melancholischer Sound zwischen Sophia und Nick Cave. Der Musikblog Musikreviews schreibt über das Projekt:
Ein multikulturelles Duo – mit multikultureller, faszinierender, größtenteils sehr melancholischer Musik. Das sind DELEYAMAN, die auch nach ihrem bereits siebten Album „The Lover, The Stars & The Citadel“ noch immer als ein Geheimtipp gelten. Und spätestens nachdem man diese knappe Musikstunde lang dem atmosphärischen Klang und den wundervollen Stimmen der beiden Sänger/Innen gelauscht hat, fragt man sich, warum DELEYAMAN wohl ein ewiger Geheim-Tipp zu bleiben scheinen und was ein NICK CAVE oder LEONARD COHEN oder all die anderen erfolgreichen „Musik-Melancholisten“ besser machen als DELEYAMAN, deren aktuelles Album genauso klingt, als würden sie eine Kerze für LEONARD COHEN anzünden und als ewige Flamme an sein Grab stellen. Er wäre sicher dankbar, wenn er das noch hören dürfte! Denn diese Musik ist todtraurig – und gerade darum so wunderschön. So bewegend. So verführerisch.
Der Amerikaner ARET MADILIAN – COHEN/CAVE-ähnlich singender Multiinstrumentalist, der sich für die komplette, sehr breit gefächerte Instrumentierung dieses Albums verantwortlich zeichnet – und die französische Sängerin BEATRICE VALANTIN entführen uns auf „The Lover, The Stars & The Citadel“ in ihr bedrückend schönes Musik-Universum aus Liebe und Sternen inmitten ihrer Zitadelle, nehmen uns darin gefangen und hinterlassen zugleich mit ihren in englischer und französischer Sprache gesungenen Songs ein warm-wohliges Gefühl, dem zugleich die Angst innewohnt, dass es nicht ewig währt. Da verwundert auch nicht, dass auf zwei Titeln sogar BRENDAN PERRY von DEAD CAN DANCE mitmischt. Denn DELEYAMAN verstehen in Perfektion, auch den Tod tanzen zu lassen, bis er langsam dahinsinkt und seine eigentliche Aufgabe vernachlässigt. Denn die Zitadelle ist nicht für jeden geöffnet – die ewigen Spaßvögel oder auch die Zyniker, die harten Kerle oder die Wichtigtuer, die Eiskalten und die Lauwarmen – alle, die ihre Gefühle im Keller verschlossen haben, kommen nicht in die Zitadelle hinein, die zur Liebe und den Sternen führt. Sie öffnet ihre Tore nur für die Melancholischen, die Gefühlvollen, die Traurigen, die ruhig Besinnlichen, die verträumt Nachdenklichen und die Musik-Feinfühligen, von denen es ja bekanntlich sehr, sehr viele geben soll!
Nimmt man sich das 16seitige Booklet zur Hand und liest die Texte darin, so erkennt man auch, dass dieses offensichtlich konzeptionell gestaltete Album genauso wenig für Fanatiker oder Kriegstreiber, gewissenlose Politiker, religiös Verpeilte und/oder Lügner bestimmt ist, was das Duo gleich im traurigen zweiten Song „Silence“ unmissverständlich klarstellen: „When you feel like an island, come back, back to me […] So you believe in nations, who kill for you and me / You buy into their religions and their insanity / There are chosen ones, no promise land prophecies / Those lies are poison, demented fantasies.“
Dieser erste eigene Text folgt „La Plaine“, der Vertonung des 1874 erschienenen Gedichts „Romances san paroles“ von Paul Verlaine. Und genau dieser Gedicht-Titel entspricht der musikalischen Ausrichtung des gesamten 2016er Albums von DELEYAMAN: „Romanzen ohne Worte“ – dafür aber mit wundervollem Gesang, möchte man ergänzen und mit Texten, die nicht nur lyrisch sehr wertvoll, sondern auch inhaltlich genauso aussagekräftig sind. Das Konzept des Albums entspricht eindeutig der (Antikriegs-)Bewegung der naturverbundenen Blumenkinder, die sich in den 60ern das herrliche, leider längst – wie‘s scheint – vergessene, pazifistische Motto: „Make Love No War!“ auf ihre friedvoll-bunten Fahnen, die sie höchstens als Kleider trugen, geschrieben hatten.
So setzt dann „Secret Treasures“ fort: „Don‘t let the hands kill forever […] Don‘t let the culture become your terror / Don‘t let your silence be their guiding light.“
Am Ende ist „The Lover, The Stars & The Citadel“ ein klingender Soundtrack für die Liebe, den Frieden und die Natur, der zugleich mit Tränen in den Zelluloid-Augen feststellt, dass wir viel zu wenig dafür tun, diese wertvollen Besitztümer, die man eben nicht kaufen kann, zu bewahren.
FAZIT: Wenn man dieser Musik etwas vorwerfen kann, dann höchstens, dass sie sich auf eine dauerhafte Stimmung in Moll beschränkt, anstatt uns in der „The Lover, The Stars & The Citadel“-Finsternis auch mal ein paar Sonnenstrahlen zu schenken, welche der traurigen Grundstimmung einen hoffnungsvollen Schein verleihen. Aber genau diese Bitte erfüllte uns ja auch ein LEONARD COHEN auf seinem letzten Album nicht. Hier kommen seine würdigen Nachfolger – DELEYAMAN!