Herrliches Projekt vom Chap Frontmann Johannes von Weizäcker über das der JOINT Musikblog genauso schön wie treffend schreibt:
Eigentlich müsste Erfolg und Der Beste Damenchor Aller Zeiten für “Erfolg und Der Beste Damenchor Aller Zeiten” gleich mal vor den Kadi gezogen werden. Die Anklage würde auf Vorspiegelung falscher Tatsachen lauten. Warum? – Weil, obwohl alles dafür spricht – Bandname, Albumtitel, Label, Vertrieb, Video-Clip, ja sogar die JOINMUSIC-Rezension – das, was auf “Erfolg und der beste Damenchor aller Zeiten” erklingt, keine Musik ist. Sondern Dada, Fluxus und Steven Wright-Stand-Up an Pop-Musik-Espuma.
“Mausmann”, einer von insgesamt fünf –mann-Texten (neben “Klaviermann”, “Guter Mann”, “Brillenmann” und “Fachmann”), beispielsweise erzählt vom leider noch nicht postmodernen Werdegang eines begeisterten Koch-Amateurs, der sich über den Umweg eines Küchen-TV-Formats inklusive eigenen Fan-Clubs ins Lebensabseits kocht. Musikalisch gesehen lässt sich dazu nicht viel mehr sagen als: Die Texte sind rhythmisch irgendwie eingebettet und es gibt einen Chorteil, in dem das Wort Mausmann derart ausdauernd rezitiert wird, dass einem Angst und Bange wird. Mantra-Style.
Und so, genauso, verhält es sich eben auch mit den restlichen zehn Lyrik-Anlagen à la “Oh Klaviermann komm herein in das Flüchtlingsheim unseres Seelenfestivals”. Song-Struktur? Absolute Fehlanzeige. Refrains zum Mitschwingen? Was soll das denn sein!? Dass Erfolg weder singt, noch rappt, dürfte sich inzwischen von selbst verstehen. Wie man diesen Darbietungsminimalismus noch beschreiben könnte? – Gar nicht. Jedenfalls nicht ohne eine relativ sinnlose Aufzählung aller möglichen Berührungspunkte und mehr oder minder historischer Parallelen (Andreas Dorau, Songs For Joy, Erobique). Musikalisch ausgefuchst ist diese Nicht-Musik mindestens so wie Georg Kreisler Lieder, lyrisch schwankt das Ganze zwischen Heinz Erhardt, Rainald Grebe und Wolfgang Neuss – also auf höchstem rhetorischen Niveau sinnentleert – und dann gibt es da noch diesen gewissen Trash-Faktor. Nicht ganz so eindeutig auf Rauschmittelmissbrauch zurückzuführen wie bei HGich T. , aber auch nicht wirklich weit von Ralf “Ralle” Petersen und Hack Norris. Nur, dass es Erfolg nie um Fleisch geht, sondern eher um Erfolg.
Johannes von Weizsäcker gelingt mit “Erfolg und Der Beste Damenchor Aller Zeiten”, was selbst Stephan Remmler nicht mehr für möglich gehalten hätte: In Sachen Erwartungsverweigerungshaltung mit Trio auf Augenhöhe zu schwimmen bzw. diese 30 Jahre nach “DaDaDa” für die so genannten Wutbürger des 21. Jahrhunderts zu übersetzen. Außerdem klingt seine Gitarre so schön.
Klingt super, ist super und läutet hofffentlich eine ganze Reihe von Sonntagsgigs zwischen Kuchen und Tatort, also um fünfe ein.